1) Wir beziehen uns auf das Erbe der christlich motivierten Friedensbewegung in der DDR, die sich in den 1980er Jahren gegen die Spirale der Aufrüstung in Ost und West entwickelt hat. Mit ihren Friedensgebeten und gewaltfreien Aktionen bewirkte sie die wegweisenden Erklärungen der Bundessynoden zu Absage an Geist, Logik und Praxis der Abschreckung sowie die Beschlüsse der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 1988/89.
2) Wir beziehen uns weiter auf die Friedliche Revolution von 1989 und deren erinnernde und zukunftsweisende Würdigung, die im Fokus der Tätigkeiten unserer Stiftung steht und angesichts der weltweiten Kriege und Konflikte nach wie vor hochaktuell und Maßstab für unser Handeln ist. In der Präambel heißt es u.a.
Die Friedliche Revolution im Herbst 1989 hat nicht nur Deutschland und Europa, sondern die ganze Welt verändert. In einem in der deutschen Geschichte beispiellosen Akt der Gewaltlosigkeit wurden eine Diktatur und die Teilung unseres Landes überwunden. Die Entspannungspolitik zwischen Ost und West, Solidarnosc in Polen, die Charta 77 in der CSSR und die Politik von Glasnost und Perestroika haben wesentlich dazu beigetragen, wie auch die friedenstiftende Rolle insbesondere der evangelischen Kirchen in der DDR. Mit dem Ruf „Keine Gewalt“ sind die Menschen im Herbst 1989 auf die Straße gegangen. Doch „Keine Gewalt” war mehr als ein Ruf. Es war Programm. Auch der Kirche fernstehende Menschen suchten im Herbst 1989 in den Kirchen Schutz und Kraft. Ohne den dort gepredigten und gelebten Geist der Gewaltlosigkeit im Sinne Jesu Christi wäre die Revolution auf der Straße nicht friedlich geblieben. Die beharrlichen Friedensgebete in der Nikolaikirche zu Leipzig hatten maßgeblichen Anteil.
Wir verstehen darum unsere Tätigkeit als Ermutigung zur Zivilcourage von „unten“, für Bürgerengagement, Demokratie und den Einsatz für friedliche Lösungen aktueller innen- und außenpolitischer Herausforderungen.
3) Die Zielgruppe unserer Arbeit sind die zivilgesellschaftlich Engagierten für friedliche Konfliktlösungen, für Bürgerrechte und Meinungsfreiheit. Die Stadt Leipzig gilt weltweit als ein Symbol für den zivilgesellschaftlichen und friedlichen Widerspruch gegen machtpolitische Strukturen der Angst.
4) Wir erleben brutale Aggressionen in der internationalen Politik, eine enthemmte Logik und Praxis von Krieg und Aufrüstung. Darum suchen wir nach Energien des Friedens und ermutigen zur Furchtlosigkeit gegenüber gesellschaftlichen Gruppen, die die bürgerlichen Freiheiten und Rechte bedrohen. Wir spüren, dass es auf allen Seiten eine grundsätzliche Sehnsucht nach Frieden gibt.
5) Wir treten ein für eine Haltung, die der Spirale der Gewalt in der öffentlichen Sprache entgegenwirkt und für gegenseitiges Verständnis wirbt. Und wir treten ein für eine Haltung, die sich gegen Rassismus und die Ausgrenzung von Minderheiten richtet.
6) Wir treten ein für eine Sensibilisierung und Versachlichung des öffentlichen Gesprächs – auch gegen eine mediale Dominanz der Kriegsberichterstattung. Wir fördern den Blick der Öffentlichkeit auf die vielfältigen Engagements von Bürgerinnen und Bürgern für Völkerverständigung und Frieden aus allen Schichten.
7) Wir verstehen uns in der Tradition der christlichen Friedensbewegung als Ort der Entfeindung und vernetzen uns mit Menschen und Bewegungen, die am Dialog mit den unterschiedlichsten Gruppierungen arbeiten.
8) Die Erinnerung an die Friedliche Revolution ist wichtig, weil sie das Selbstbewusstsein und die Selbstachtung aller Deutschen stärkt. Ohne die Friedliche Revolution, die einmalig in der deutschen Geschichte ist, hätte es zudem keinen Mauerfall und damit nicht die Beendigung der Spaltung Europas gegeben. Sie steht damit für ein friedliches Europa und eine friedliche Welt. Wir fordern darum zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution, den 9. Oktober mit der alles entscheidenden Montagsdemonstration in Leipzig deutschlandweit zu einem nationalen Gedenktag zu erklären – so, wie das bereits unermüdlich unser Mitgründer Christian Führer und sein Mitstreiter Friedrich Schorlemmer getan haben.
Leipzig, 6. Oktober 2024
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