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Rede zur Kundgebung für die Ukraine am 28.02.2022

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Michael Kölsch, Vorstand der Stiftung Friedliche Revolutoin

Liebe Bürgerinnen,
liebe Bürger,
danke für die Gelegenheit einige Gedanken zu einem Krieg mit Euch zu teilen, der uns alle fassungslos macht.

Wer von Euch hat sich in den vergangenen Tagen nicht gefragt, wie es sein kann, dass heute, im 21. Jahrhundert nach fast 80 Jahren des Friedens der Präsident einer europäischen Nation einen souveränen Nachbarstaat mit einem Angriffskrieg nach altem Muster überzieht? Wie kann es sein, dass ein Großteil seines Volkes diesen barbarischen, Menschen verachtenden Akt gut heißt? Die Literatur-Nobelpreisträgerin und Russlandkennerin Herta Müller sagt in einem SPIEGEL-Interview im Februar dieses Jahres, ich zitiere: „… Er (Putin) ist kriminell sozialisiert und kennt keine anderen Mittel als zu lügen, zu fälschen, zu erpressen und zu heucheln“, Zitatende. Wie recht sie hat, zeigt sich an Putins zynischem Rechtfertigungsnarrativ, an dem er noch immer festhält, es handele sich bei dem Krieg, den er gegen sein Brudervolk führt, um eine Friedensmission.
Nein, weder ist es eine Friedensmission noch ist es die Angst vor dem Verteidigungsbündnis NATO, die Putin antreibt. Es ist in Wahrheit seine Angst vor der Demokratie. Ihr wurde auf dem Maidan 2014 in Kiew der Weg bereitet. Viele mutige Ukrainer und Ukrainerinnen haben für die Demokratie, für Gerechtigkeit und Freiheit damals ihr Leben gegeben. Was, wenn sich sein Volk, das er mit eiserner Hand regiert und mit omnipräsenter Staatspropaganda verführt ein Beispiel an der Demokratieverbundenheit des Ukrainischen Brudervolkes nimmt? Was, wenn sein Volk in ihm den Kleptokraten Putin erkennt, dem persönlicher Reichtum, Machterhalt und Ruhm wichtiger sind, als das Wohl seines Volkes?
Würde sich der Wille des russischen Volkes nach Freiheit und Gerechtigkeit Bahn brechen, wie 1989 hier in Leipzig oder auf dem Maidan 2014, wäre es das Ende des Diktators Putin. Um dieses Ende, mit dem er rechnen muss, das zeigt die Geschichte, möglichst lange hinauszuschieben, ist Putin jedes Mittel recht, auch wenn es ein Angriffskrieg gegen sein Brudervolk ist. Ihm Einhalt zu gebieten ist daher schwer, ihn zu unterschätzen ein großer Fehler. Auf diesem Hintergrund appellieren wir an die internationale Staatengemeinschaft, auch an die Deutsche Bundesregierung: Unterschätzen Sie Putin als Präsidenten einer Atommacht nicht ein weiteres Mal. Sanktionieren Sie sein ungeheuerliches Handeln so hart als möglich. Aber sorgen Sie dafür, dass die mit harten Sanktionen unweigerlich einhergehenden Lasten für unsere eigene Bevölkerung gerecht verteilt werden und schützen Sie die russische Bevölkerung soweit als möglich. Es ist Putins persönlicher Krieg.
Die politischen Vertreter der Europäische Union seien daran erinnert: Einigkeit ist in der momentanen Situation von existentieller Bedeutung. Dies gilt auch für die Aufnahme der sich abzeichnenden hohen Zahl von Flüchtenden aus der Ukraine. Beweisen Sie endlich, dass die EU den ihr 2012 verliehenen Friedensnobelpreis tatsächlich verdient hat.
Den russischen Männern und Frauen, die trotz dieses barbarischen Krieges hinter ihrem Präsidenten stehen rufen wir zu: Wir Deutsche haben gelernt, dass man irren kann, wenn man sich in das gemachte Bett einer Mehrheitsmeinung legt. Mit der Unterstützung für Euren Präsidenten macht ihr euch mitschuldig am Tod Eurer Brüder in der Ukraine und am Tod Eurer Söhne. Euer Präsident belügt und verführt Euch. Stellt Euch gegen ihn.
Den Vertretern der russischen Staatsmedien halten wir vor: Ihr tragt als Boten der Propagandalügen des Präsidenten einen großen Teil der Schuld an dieser Tragödie. Sagt endlich die Wahrheit!
Die russischen Soldaten, die auf ihre Brüder in der Ukraine schießen, fordern wir auf: legt die Waffen nieder, die Sache, für die Ihr kämpft ist eine schlechte.
Den Ukrainerinnen und Ukrainern, die unter dem beispiellosen aggressiven Akt des russischen Präsidenten Putin leiden, versichern wir: Wir stehen an Eurer Seite und sind in Gedanken bei Euch. Wir bewundern Euren Mut. Wir trauern mit Euch um Eure Toten. Und wir werden Euch mit offenen Armen aufnehmen, wenn Ihr auf der Flucht vor Krieg und Leid zu uns kommt.
Zu den mutigen Menschen in Russland, die auf die Straße gehen, um gegen den Bruderkrieg ihres Präsidenten zu demonstrieren rufen wir aus der Stadt der Friedlichen Revolution zu: Macht weiter, lasst Euch nicht unterkriegen, auf Euch ruhen die Hoffnungen von Millionen. Die friedlichen Proteste der Mutigen in der ehemaligen DDR haben gezeigt, dass es sich lohnt für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen und dass es zu schaffen ist, ein Unrechtssystem ohne Waffen zu Fall zu bringen. Wir ermutigen Euch und versichern Euch unserer Solidarität.
Und schließlich fordern wir den russischen Präsidenten Vladimir Putin auf, die Kampfhandlungen in der Ukraine unverzüglich einzustellen und diesem Wahnsinn eine Ende zu setzen. Gewähren Sie der Ukraine ihre völkerrechtlich verbriefte Souveränität zurück! Und seien Sie versichert, das gilt für alle Demokratieverächter dieser Welt: wer sein Volk der Macht wegen geißelt, verliert.
Als Zeichen des Mitgefühls mit den Menschen in der Ukraine bitte ich Euch, 1 Minute innezuhalten, zu schweigen und der Opfer zu gedenken, die dieser Krieg bereits gefordert hat und fordern wird. Unsere Gedanken sind auch bei den Müttern der gefallenen russischen Soldaten…

Vielen Dank!

Gez. Michael Kölsch
Leipzig, 28.02.2022

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