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Ansprache am 25.08.2024

• Reden & Beiträge •

von Ruth Misselwitz, Kuratoriumsmitglied der Stiftung Friedliche Revolution

Liebe Leipzigerinnen und Leipziger, liebe Freundinnen und Freunde,

ich spreche zu Euch als Vertreterin der Stiftung Friedliche Revolution. Diese Stiftung wurde 2009 gegründet – unter anderem von dem Leipziger Pfarrer Christian Führer, der mit Euch jeden Montag vor und nach der Friedlichen Revolution für Demokratie, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit demonstriert hat. Diese Stiftung steht in der Tradition einer Revolution, die wir vor über 30 Jahren ohne Gewalt und ohne Blutvergießen erkämpft haben.

Am 9. Oktober 1989 seid ihr Leipzigerinnen und Leipziger genau den gleichen Weg gegangen, den wir jetzt gehen – hier über den Leipziger Ring – und habt für ein demokratisches, ein freies Land gekämpft; ein Land, in dem die Selbstbestimmung und die Menschenrechte geachtet werden. Wir haben damals aus Berlin mit Angst aber auch mit großer Hoffnung nach Leipzig geschaut und gebangt und gebetet, dass kein Blut fließt. Mit dem Ruf „keine Gewalt“ und mit Kerzen in den Händen habt ihr damals die Friedliche Revolution eingeläutet. Ihr habt es geschafft, dass in der Nacht zum 10. Oktober und in den Tagen und Nächten danach kein Blut floss. Unser Land und Europa wurden wieder vereint, ohne dass wir Gewalt erleiden mussten.

Wir Ostdeutschen haben viel in den Jahren danach an Hoffnungen und Enttäuschungen erlebt, es gab schmerzhafte Brüche in Biographien, Demütigungen und Erniedrigungen, es gab aber auch Aufbruch und Neuanfänge. Das kostbarste Gut, das wir erkämpft haben, ist die Demokratie.

Sie ist ebenso vielversprechend wie anstrengend. Sie ist aber bislang die einzige Garantie für eine Gesellschaft, in der jeder und jede ein Recht auf Achtung und Wahrung der Menschenwürde hat, gleich welchen Geschlechtes, welcher sozialen Herkunft oder Nationalität er oder sie angehört. Geben wir diese Errungenschaft nicht aus unseren Händen. Geben wir die politische Verantwortung über dieses Land nicht Menschen in die Hand, die die Bürger und Bürgerinnen einfangen wollen mit demokratiefeindlichen, rassistischen und menschenverachtenden Parolen, die unser Land verschließen wollen vor dem Rest der Welt, die vom Frieden reden und Gewalt und Hass gegen Andersdenke und Migranten und Migrantinnen ausüben.

Wir brauchen Politiker und Politikerinnen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzten, für den Schutz der Schwachen und Minderheiten in unserer Gesellschaft.

Wir brauchen Politikerinnen und Politiker, die nicht den Klimawandel leugnen, sondern sich einsetzten für eine radikale ökologische Wende.

Wir brauchen Politikerinnen und Politiker, die nicht nur das Wort Frieden auf den Lippen tragen, sondern sich einsetzten für gewaltlose Konfliktlösungen und die Überwindung von Feindschaften und Abgrenzungen auf dieser Welt.

Wir leben in einer Zeit, in der die Kriegslogik, das Freund-Feind-Denken und die Abschreckungsstrategie wieder neue Konjunktur erlebt. Krieg ist die brutalste, unzivilisierteste und menschenunwürdigste Art, Konflikte lösen zu wollen. Im Zeitalter der Atombombe wird der dritte Weltkrieg der letzte sein. Wir haben damals den gewaltlosen Widerstand gelernt und dadurch unsere Menschenwürde und die unserer Gegner bewahrt. Haltet an diesem Erbe fest, lasst Euch nicht durch dieses ganze rechte Gedankengut von Hass und Abgrenzung verhärten. Stärkt und verteidigt mit eurem Einsatz, eurem Mut und Eurer Phantasie unsere offene, demokratische Gesellschaft, nur so haben wir eine Zukunft.

Wir sind die Mehrheit – Wir sind das Volk.

Ich danke Euch.

Ruth Misselwitz

Die Ansprache wurde auf dem Augustusplatz während der Demonstration für Demokratie und Menschenrechte, organisiert vom Bündnis Hand in Hand, gehalten.

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